Wie brasilianische Gangpferde auf den Hartungshof kamen
Nach 44 Jahren Leben und Reiten mit „normalen“ Pferden kam für mich das Aus fürs Reiten wegen heftigen, körperlichen Einschränkungen im Bereich meines „Fahrgestells“. Im Januar 2010 bekam ich zum ersten Mal Kontakt zu der Pferderasse der Mangalarga Marchadores.
Die brasilianischen Gangpferde faszinierten mich von Anfang an durch ihr dem Menschen so sehr zugewandtes Wesen und feinen Charakter. Und mehr noch: Durch ihren Extragang, die Marcha, konnte ich trotz meiner Behinderung wieder reiten! Nicht nur ein Stündchen, sondern stundenlang!
Ich möchte mit meiner Begeisterung für diese wunderbaren Pferde andere „infizieren“ und ihnen durch meine Zucht die Möglichkeit bieten, selbst ein Mangalarga Marchador zu reiten und zu besitzen.
Was wir mit unseren Pferden machen:
- Ausritte und mehrtägige Wanderritte
- Dressur- und Gangtraining z.B. bei Kaja Stührenberg
- Extreme-Trail-Parcours
- Working Equitation (Kurse und Turniere)
- Messe- und Showauftritte z.B. auf der Verdiana, beim „Tag der Niedersachsen“, auf der Pferd&Jagd
- und vieles mehr
Rasseporträt Mangalarga Marchador
Unter den Gangpferderassen sind sicherlich die Islandpferde die bekanntesten – und die in Deutschland zahlmäßig stärksten.
Weltweit gesehen sind ihnen die Mangalarga Marchadores aus Brasilien zahlenmäßig jedoch weit überlegen. Mit über 380.000 eingetragenen Pferden sind sie die drittgrößte Pferderasse der Welt – nicht nur bei den Gangpferden!
Woher kommen die Mangalarga Marchadores?
Der Rasseursprung liegt im 19. Jahrhunderts, als ein portugiesischer König mit Alter-Pferden und Anhängern nach Brasilien flüchtete. Sein Sohn schenkte einem Freund einen Alter-Hengst, der als Veredler einheimischer Stuten eingesetzt wurde, deren Vorfahren die Berber und portugiesischen Landschläge der Einwanderer gewesen waren. Mit der Zeit wurden die Pferde der Fazenda Mangalarga beliebt, die eine bequeme Gangvariante im Viertakt laufen konnten, die andere Pferde nicht zeigten.
Durch gezielte Anpaarungen versuchte man diesen Gang zu erhalten, was den Grundstein für die spätere Marchador-Zucht legte.
Welchen Gang haben die Mangalarga Marchadores?
Die Rasse hat ihren Namen von ihrem Gang: der Marcha. Sie kann zu den Viertaktgangvarianten gezählt werden, genau wie der Tölt der Islandpferde. Sie ist aber ein eigenständiger Gang und nicht etwa die brasilianische Variante des Tölts.
Der Gang der Mangalarga Marchadores wird in zwei bzw. drei Varianten unterschieden: Die Marcha Batida, bei der es eine Verschiebung in die diagonale Bewegung gibt. In der Marcha Picada, gibt es diese Verschiebung in die laterale Bewegung. In der Marcha de Centro (Marcha Ideal) sollen die Reiteigenschaften von beiden Varianten vereint werden.
Es gibt Rassevertreter die nur die eine Variante laufen, nur die andere oder – je nach Ausbildungsstand und Tagesform – sogar beides. Was man bei einer guten Marcha nie haben möchte: eine Einbeinstütze oder Sprungphase. Der Gang soll bequem, vorwärtsgerichtet und ausdauernd sein. Die brasilianische Zuchtordnung legt keinen Wert auf hohe Vorhandaktion, was zu Lasten der Ausdauer gehen könnte.
Können Mangalarga Marchadores traben? Sind sie also Drei- oder Viergänger?
Die Reiter- und Züchtergemeinschaft der MMs ist beim Thema Trab geteilter Meinung. Die einen wollen ihn, reiten ihn und züchten mit trabenden Pferden. Die anderen lehnen ihn völlig ab.
Unter Berufung auf die Zuchtordnung des brasilianischen Verbandes schreibt die EAMM (European Association of Mangalarga Marchador e.V.), dass die Zuchtordnung des brasilianischen Verbandes festlegte, dass Trab nicht erwünscht sei. Ein MM könne nicht ins Stammbuch eingetragen werden, wenn es keine Marcha anbiete, sondern nur Trab.
Welche Eigenschaften und welchen Charakter bringen Mangalarga Marchadores mit?
Die Rasse kommt mit einem mittelgroßen Rahmen, leichtem und dennoch kompaktem Gebäude und durchaus noblem Ausdruck. Züchter wollen sanfte, menschenbezogene, freundliche Pferde mit Agilität und Temperament. Sie sollen sich leichtfüßig bewegen, ausdauernd und bequem sein.
Durch ihr Exterieur begeistern die Marchadores die Reiter, die sich einen gangveranlagten Vierbeiner wünschen, der „mehr Pferd“ ist und Reit- und Gangkomfort vereint.
Wofür eigenen sich Mangalarga Marchadores?
Marchadores werden – nicht nur auf dem Hartungshof – als Reitpferde für viele Bereiche der Freizeitreiterei, im Distanz- und Wanderreiten, aber auch wettkampfmäßig (z.B auf Turnieren der IGV / Internationale Gangpferde Vereinigung), vorgestellt. Vereinzelt gab es auch Prüfungen und Wettbewerbsangebote nach brasilianischem Vorbild, darunter der „Sela de Ouro“, eine Kombination aus Geländeritt, Ovalbahnprüfung und Trail.
Rasseporträt-Text zur Verfügung gestellt von (c) Karen Diehn